Wir müssen wiedergeboren werden im Heiligen Geist!

Der jüdische Ratsherr und Pharisäer Nikodemus hatte Jesus einst bei einem nächtlichen Besuch angesprochen: „Meister, wir wissen, dass Du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann die Wunderzeichen wirken, die Du wirkst, außer Gott ist in ihm“ (Joh. 3,2).
Jesus erwidert ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage Dir: Wenn jemand nicht wieder geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht schauen!“ (Joh. 3,3).
Diese Antwort scheint mit der Aussage des Nikodemus zunächst nicht im Zusammenhang zu stehen. Jesus lenkt wie an so manchen anderen Stellen das Gespräch von sich aus auf ein neues Thema. Er verhält sich nicht wie jemand, der die Bewunderung der Menschen sucht und braucht. Nicht Er braucht uns, Er zeigt uns vielmehr, was Er uns schenken will.
Er weist darauf hin, dass es nicht allein darum geht, dass wir äußerlich erkennen, dass Gott in Ihm wirkt, sondern dass wir selbst und unser Heil Ihm am Herzen liegen, dass Er jedem von uns ein neues Leben und Anteil an Seinem Reich schenken will! Die Wunderzeichen werden nicht Seinetwegen, sondern unseretwegen gegeben, damit wir unsere Herzen öffnen! Erst in einem neuen Leben in Seinem Reich können wir dann auch vollkommen erkennen, was wir jetzt nur zeichenhaft sehen.
Die leibliche Geburt kann nicht wiederholt werden, wie Nikodemus zunächst fragend bemerkt. Sie allein nützt auch nichts, sagt Jesus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus Wasser und Heiligem Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, ist Geist“ (Joh. 3,5f.).
Ohne den Geist Gottes, der uns in der Taufe verliehen wird und mit dem wir in der heiligen Firmung und in den anderen Sakramenten gestärkt und besiegelt werden, sind wir nicht fähig zum wahren Leben in dem Reich, zu dem Gott uns berufen will!
Er selbst muss kommen und aus uns neue Menschen machen. Das Pfingstfest lädt uns dazu ein, über dieses neue Leben im Heiligen Geist, der sich uns schenkt, nachzudenken, unser ganzes Leben von der Macht, der Liebe und dem Licht des Heiligen Geistes wieder neu erfüllen zu lassen, nicht am Fleischlichen und Vergänglichen hängen zu bleiben und dadurch das eigentliche Leben, zu dem Gott uns berufen hat, zu verpassen oder es zu verlieren!
Wie könnte ein christliches Leben auch nur gedacht werden oder gar gelingen ohne den Heiligen Geist? Was sollte „Erlösung“ bewirken können, wenn nicht ein neues Leben damit verbunden wäre? Wir haben „den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: ‚Abba, Vater!’“ (Röm. 8,15).
Was wäre das für eine „Erlösung“, wenn, wie Luther und die Protestanten lehren, die Sünden in der Taufe oder im „Glauben“ nur äußerlich von Gott zugedeckt würden, aber dem Menschen kein neues Leben mitgeteilt werden würde, wenn der Mensch im Heiligen Geist nicht völlig neu geboren und so ein wahres Kind Gottes werden könnte, wie es ja das Neue Testament an vielen Stellen doch ausdrücklich hervorhebt, wenn der Mensch – wie die protestantischen „Reformatoren“ behaupteten - unveränderlich ein Sklave Satans und der Sünde bliebe, der sündigen, aber nach protestantischer Auffassung keinesfalls ein neuer Mensch und ein wahres Kind Gottes werden kann?
Lehrt nicht Christus, lehren nicht die Apostel und lehrt nicht die ganze Heilige Schrift etwas ganz anderes, wie wir es hier sehen? Geht es Jesus Christus nicht in all Seinem Lehren und Wirken um das neue, wahre Leben, das Er uns schenken will, und ohne welches wir nie und nimmer Anteil am Reiche Gottes finden können?
Wenn Luther, wenn die Reformatoren des 16. Jahrhunderts, wenn die Protestanten aller Zeiten oder auch die Modernisten unserer Tage das Evangelium Christi aufmerksam lesen und betrachten würden, so könnten sie schon aus diesen wenigen Worten erkennen, wie falsch ihre Lehren von der Rechtfertigung des Menschen oder von der Erlösung sind, die sie vertreten, und wie wahr das ist, was die katholische Kirche immer gelehrt hat, indem sie die Heilige Schrift und die Überlieferung ernst nimmt.
Die Protestanten leugneten das neue Leben, das uns im Heiligen Geist geschenkt wird, mit der Behauptung, wir blieben auch nach der Taufe in Sünde und Bosheit, sie würden nur äußerlich zugedeckt.
Die Modernisten leugnen vielfach überhaupt die übernatürliche Erlösung durch Christus, für sie gibt es oft überhaupt kein übernatürliches Wirken mehr, Christus wird zu einem bloß moralischen Vorbild herabgestuft, durch das wir rein innerweltlich zu einem besseren Leben angespornt würden.
Beides geht an der wahren Frohbotschaft Christi und an der wahren Erlösung in Seinem Blut vorbei, in beiden Fällen bleibt der Mensch letztlich von Gott und vom Guten und damit vom wahren Leben getrennt! Nur im wahren katholischen Glauben finden wir auch die wahre Erlösung!
„Wie aber Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferstanden ist, so sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln … Wenn wir mit Christus gestorben sind, so glauben wir, auch an Seinem Leben teilzunehmen!“ (Röm. 6,4.8). Nur der wahre Glaube schenkt die wahre Liebe zu Gott, damit auch das wahre Leben und die wahre Erlösung!
„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder der an Ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe … Das Gericht aber besteht darin: Das Licht ist in die Welt gekommen, doch die Menschen hatten die Finsternis lieber als das Licht … Wer aber nach der Wahrheit handelt, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind!“ (Joh. 3, 16.19.21).
Lassen wir uns das Licht und die Liebe Gottes nicht rauben von jenen, die uns von Ihm getrennt sehen wollen! Öffnen wir unsere Herzen der Botschaft Jesu Christi, der uns den Heiligen Geist versprochen und mit dem Vater auch gesandt hat, damit wir in einem neuen und wahren Leben wiedergeboren werden können und so zu dem Leben finden können, das eigentlich für uns bestimmt ist und für das wir geschaffen worden sind: Das Leben in der Liebe und in der Wahrheit!
Christus wollte uns nach Seiner Himmelfahrt nicht allein lassen, deshalb sandte Er uns Seinen Heiligen Geist! Rufen wir jeden Tag zum Heiligen Geist, damit Er wie damals über Maria und über die Apostel auch über uns kommen kann: „Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner göttlichen Liebe!“ (300 Tage Ablass jedes Mal, Hl. Pönitentiarie, 26. April 1921).

Thomas Ehrenberger

 

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